Jazz im Gully





Jazz we can




Schummriges Licht, Mobiliar aus dunklem Holz, Bücher stapeln sich neben echten Pflanzen. Von der Decke hängen Hüte, Gießkannen und sonstige Utensilien aus vergangenen Epochen. In der Mitte des Raumes zwängt sich eine Traube Menschen zum Bierausschank. Plötzlich: Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Junge Musiker spielen Jazz. Ausgerechnet Jazz.

Wir befinden uns im Gully, seit Generationen die charakterstärkste Szene-Kneipe in der Aschaffenburger Innenstadt. Hier ist der Umgangston rau, aber liebenswert. Die Musik von David Guetta, Bushido oder Lady Gaga hat hier Hausverbot – Rock tönt für gewöhnlich aus den Lautsprechern. Während in den Metropolen der Republik ständig wechselnde Trends Menschen zu Getriebenen machen, wissen jung und alt hier, was sie an ihrem Tresen haben. Aschaffenburg ist die Stadt mit der höchsten Dichte an Kneipen und Gaststätten in ganz Bayern. Umso mehr spricht für das Gully, dass es stets gut besucht ist. Einmal im Monat gibt es „Jazz im Gully“ - und die Gäste lieben es.

Doch warum ausgerechnet Jazz? Hören das nicht eigentlich nur alte Leute? Spielen das nicht sonst nur afro-amerikanische Virtuosen? Frank Zappa sagte einst über Jazz, die Musikrichtung sei nicht tot, sondern rieche bloß komisch.
Welch völliger Schwachsinn.

Die beiden Musikstudenten Peter Christof und Yacine Khorchi sind ihm verfallen. Mit ihrem Projekt „Die Jazztronauten“ beweisen sie, dass es junge Leute gibt, die richtig gut und mit Leidenschaft Jazz spielen. Ein ganzes Jahr übten sie nach der Schulzeit jeden Tag für die Aufnahmeprüfungen an Musikhochschulen im ganzen Land. Peter Christof studiert inzwischen in Nürnberg Kontrabass und Yacine Khorchi in Würzburg Klavier. Die Jungs wissen also, was sie tun.

Neben dem regelmäßigen Gig im Gully, der jeden zweiten Donnerstag im Monat zusammen mit einem Schlagzeuger stattfindet, spielen sie noch an weiteren Terminen. Als nächstes spielen sie am ersten Juli zu zweit an der Würzburger Hochschule, wenn Yacine Khorchi seine Diplom-Prüfung öffentlich abhalten wird. Für Peter Christof dauert es noch zwei Wochen länger: Er wird sein Diplom am 15. Juli erhalten.
Khorchi spielt außerdem Stücke aus der Oper „Porgy and Bess“ zusammen mit der BigBand des hessischen Rundfunks und dem weltbekannten ungarischen Saxophonisten Tony Laktos.

Das beeindruckt auch die Frauen. Alle Musikliebhaberinnen können aber weiter hoffen: Noch sind beide Musiker Single.

Printemps: Beauté au bord du Main



Wie theatralisch:

"Du kleiner Ort, wo ich das erste Licht gesogen,
den ersten Schmerz, die erste Lust empfand,
sei immerhin unscheinbar, unbekannt,
mein Herz bleibt doch vor allem dir gewogen,
fühlt selbst im Paradies sich noch aus dir verbannt.",


schrieb im 19. Jahrhundert ein sich bestimmt unheimlich schlau vorkommender Typ namens Christoph Martin Wieland.


Der Frühling ist da in Aschaffenburg. Na gut - jetzt ist er auch schon wieder weg, aber er kommt sicher bald wieder. Voilà...